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Wie Insekten die Meere schützen

In den unendlichen Weiten der Weltmeere schien es einmal, als gäbe es genug Fische für alle, in einem scheinbar endlosen Angebot. Doch in der Realität hat die Menschheit die Ozeane über Generationen hinweg ausgebeutet und die marinen Lebensräume geplündert. Einerseits um ihren Hunger nach Fisch zu stillen, andererseits aber um Fischmehl zu produzieren und dieses an Nutztiere oder an Artgenossen zu verfüttern.
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Das Ergebnis ist die besorgniserregende Überfischung der Weltmeere, die nicht nur die Artenvielfalt der Ozeane gefährdet, sondern auch die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen bedroht.

Vor allem die Verwendung von Fischmehl in der Nutztierhaltung birgt zahlreiche Probleme und hat nachhaltige Alternativen notwendig gemacht.

Eine vielversprechende Lösung besteht in der Verfütterung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege, die nicht nur effizienter, sondern auch ökologisch sinnvoller ist.

Schleppnetz voller Fische

Umfang und Bedeutung der Fischmehlproduktion

Verwendung und Mengen

Rund 20% der im Meer gefangenen Fische, die potenziell als Nahrungsmittel dienen könnten, werden zu Fischmehl oder Fischöl verarbeitet. Diese Praxis umfasst eine erhebliche Menge an Fischen, die in die Kategorien "food-grade" (für den Verzehr in bestimmten Regionen der Welt geeignet) oder "prime-food-grade" (weltweit als Nahrungsmittel geeignet) fallen. Das bedeutet, dass große Mengen an Fischen, die zur Ernährung von Menschen genutzt werden könnten, stattdessen als Futtermittel für Tiere verwendet werden.

Länder und Anwendung

Die Fischmehlproduktion spielt in vielen Ländern eine wichtige Rolle, insbesondere in denen mit einer großen Fischereiindustrie wie Peru, Chile und Norwegen. Diese Länder sind führend in der Produktion und dem Export von Fischmehl und Fischöl. Der Name des produzierten Fischmehls kann variieren, abhängig von den Fischarten, die verarbeitet werden. Einige der häufig verwendeten Fischarten sind Sardellen, Makrelen und Heringe. Diese Fische werden oft auch als Köder in der Fischereiindustrie verwendet, was ihre Bedeutung für die globale Nahrungsmittelversorgung weiter unterstreicht. Trotz der potenziellen Nahrungsmittelverwendung werden diese Fische hauptsächlich für die Tierfutterproduktion eingesetzt, was eine Diskussion über die nachhaltige Nutzung von Meeresressourcen anregt.

Unser Lieblingsfisch – der Thunfisch

Fangmethoden und ihre Auswirkungen

Die Thunfisch-Fischerei bietet ein anschauliches Beispiel dafür, wie verschiedene Fangmethoden die Auswirkungen der Überfischung verdeutlichen. In vielen Teilen der Weltmeere, darunter der Atlantik, das Mittelmeer und das Südpolarmeer, wird Thunfisch im großen Stil gefischt. Die verwendeten Methoden reichen von relativ verantwortungsvoller Fischerei bis hin zu extrem zerstörerischer industrieller Fischerei. Diese unterschiedlichen Ansätze zeigen die Spannweite des menschlichen Einflusses auf die Meeresumwelt. Der Einsatz von umweltfreundlicheren Techniken könnte die Auswirkungen auf die Ökosysteme deutlich reduzieren.

Artenvielfalt und Beifang

Als ungewollter Beifang verenden dabei in den Netzen jährlich geschätzt 300.000 Wale, Delfine und Tümmler. Damit sterben heute durch diesen Beifang mehr Wale pro Jahr als zur Blütezeit des kommerziellen Walfangs. Auch zigtausende Haie, Seevögel und Meeresschildkröten verheddern sich in den Treib-, Stell- und Schleppnetzen und verenden qualvoll. Insbesondere in den Gewässern der EU wird Thunfisch intensiv gefangen, was die Notwendigkeit betont, die Fangmethoden zu überdenken und nachhaltigere Praktiken einzusetzen. Die Familie der Thunfische, auch bekannt als Thun, umfasst mehrere Arten, die durch diese Fischereipraktiken bedroht sind. Der Schutz dieser Arten und die Verringerung des Beifangs sind entscheidend für die Erhaltung der marinen Biodiversität.

Hai als Beifang des kommerziellen Fischfangs

Umweltauswirkungen der Überfischung

Nicht-selektive Fangmethoden und Beifang

Die Fischerei, die hauptsächlich für die Produktion von Fischmehl verantwortlich ist, verwendet oft raubtierartige Methoden wie Schleppnetze. Diese Methoden sind extrem nicht-selektiv, was bedeutet, dass sie nicht nur die Zielarten, sondern auch viele andere Meeresbewohner erfassen. Dabei werden bewusst ganze Fischschwärme abgefischt, um diese dann zu Fischmehl und in weiterer Folge zu Tierfutter zu verarbeiten. Der Einsatz solcher Fangmethoden führt dazu, dass eine beträchtliche Menge unerwünschter Beifänge erfasst und getötet wird. Zu den Opfern zählen gefährdete Arten wie Delfine, Haie, Seevögel und Meeresschildkröten, die sich in den Netzen verheddern und qualvoll verenden.

Auswirkungen auf das marine Ökosystem

Ein wesentlicher Einfluss auf das marine Ökosystem hat das Abfischen ganzer Schwärme bestimmter Fischarten. Durch die Reduktion der natürlichen Bestände verringert sich das Nahrungsangebot für übergeordnete Fische in der Nahrungskette. Dies hat zur Folge, dass die Bestände dieser Raubfische ebenfalls abnehmen, was das gesamte Ökosystem destabilisieren kann. Viele Raubfischarten, die für das Gleichgewicht in den Nahrungsketten unerlässlich sind, nehmen ab. Die Überfischung führt so unweigerlich zu einem ökologischen Ungleichgewicht in den Ozeanen.

Langfristige ökologische Folgen

Die Befischung ganzer Fischschwärme zur Erzeugung von Fischmehl und der ungewollte Beifang wirken sich negativ auf das marine Ökosystem aus. Durch die Dezimierung von Schlüsselarten wird die Struktur des Ökosystems verändert, was zu einer Kaskade von Auswirkungen führen kann. Beispielsweise können Algenblüten zunehmen, wenn pflanzenfressende Fischarten übermäßig befischt werden, was zu Sauerstoffmangel und toten Zonen im Wasser führt. Außerdem können invasive Arten Fuß fassen, wenn ihre natürlichen Feinde reduziert werden, was das Gleichgewicht weiter stört.

Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen

Neben den ökologischen Auswirkungen hat die Überfischung auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Küstengemeinden, die auf die Fischerei angewiesen sind, sehen sich mit sinkenden Erträgen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Langfristig kann dies zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und einer Bedrohung der Ernährungssicherheit führen. Es ist daher dringend notwendig, nachhaltigere Fangmethoden zu entwickeln und zu fördern, um die marine Biodiversität zu schützen und die Lebensgrundlagen der Menschen, die vom Meer abhängig sind, zu sichern.

Insektenmehl als nachhaltige Alternative zu Fischmehl

Insektenmehl bietet eine nachhaltige Alternative zu Fischmehl, das hauptsächlich im Tierfutter und vorwiegend im Fischfutter als Proteinquelle genutzt wird. Die negativen Auswirkungen der Fischmehlproduktion auf das Ökosystem der Meere erfordern dringend alternative Proteinquellen, um die Meere zu entlasten und zu schützen und die steigende Nachfrage nach Fisch aus Aquakulturen zu decken.

Haufen von gemahlenen, getrockneten Soldatenfliegenlarven

Die neue Alternative: Insektenbasiertes Fischfutter

Eine vielversprechende Lösung ist die Produktion von insektenbasiertem Fischfutter. Insekten sind ein natürliches Nahrungsmittel für viele Fischarten. Besonders die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) sind eine ideale Alternative. Die Zucht dieser Larven erfordert nur geringen Ressourceneinsatz und ist besonders umweltschonend. Sie haben einen hohen Proteingehalt und eignen sich hervorragend, um Fischmehl im Fischfutter zu ersetzen. Der Zuchtprozess der Schwarzen Soldatenfliege ist effizient: Die Larven wachsen schnell und können auf organischen Abfällen gedeihen, was zusätzlich zur Reduktion von Lebensmittelabfällen beiträgt.

Durch den Einsatz von Insektenmehl kann die Belastung der Meere durch Überfischung erheblich reduziert werden. Anstatt Fische zu fangen, die zu Fischmehl verarbeitet werden, können die Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Proteinquelle genutzt werden. Dies trägt zum Schutz des marinen Ökosystems und zur Erhaltung der Biodiversität bei. Zudem führt die Produktion von insektenbasiertem Fischfutter zu qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln, die ethisch und umweltfreundlich sind. Die Larven bieten ein vollständiges Nährstoffprofil für Fische in Aquakulturen und können ohne den Einsatz von Antibiotika oder Hormonen gezüchtet werden, was zu gesünderen Fischbeständen und letztlich sichereren Nahrungsmitteln für den menschlichen Verzehr führt.

Darüber hinaus bietet die Produktion von Insektenmehl wirtschaftliche und soziale Vorteile. Die Zucht von Insekten erfordert weniger Land, Wasser und Futter im Vergleich zur traditionellen Viehzucht, was zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und Einkommensquellen, insbesondere in ländlichen Gebieten, beiträgt. Die Förderung von Insektenfutter stärkt lokale Wirtschaften und schafft neue Geschäftsmodelle und Märkte.

Es ist von entscheidender Bedeutung, herkömmliche Futtermittel, insbesondere Fischmehl, zu überdenken und nachhaltige Alternativen wie Insektenfutter zu fördern. Diese innovativen Ansätze helfen, das Gleichgewicht der Weltmeere wiederherzustellen und eine nachhaltige Nahrungsquelle für die steigende Nachfrage nach Fisch zu sichern. Die Entwicklung und Verbreitung von Fischfutter auf Basis der Soldatenfliegenlarve in der Aquakultur ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um die Umweltauswirkungen zu minimieren und gleichzeitig die Bedürfnisse der Menschen nach qualitativ hochwertigen, ethisch und umweltfreundlich produzierten Nahrungsmitteln zu erfüllen.

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