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Insekten für mehr Nachhaltigkeit in der Fischzucht

Bei einer Fischzucht, auch Aquakultur genannt, werden Wasserorganismen wie Fische, Krebstiere und Muscheln in kontrollierten Umgebungen aufgezogen. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Bedingungen für das Wachstum und die Gesundheit der Tiere zu optimieren und eine schnelle Produktion von Meeresfrüchten und Fisch zu gewährleisten.
Redakteur

Jeder zweite konsumierte Fisch stammt aus einer Fischzucht

Die Fischzucht hat sich zu einer der Hauptstützen der globalen Lebensmittelversorgung entwickelt, wobei mittlerweile jeder zweite konsumierte Fisch aus Aquakulturen stammt. Dies verdeutlicht die zentrale Rolle der Fischzucht in der Ernährung der Weltbevölkerung. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wurden zahlreiche innovative Zuchtmethoden entwickelt.

Innovative Zuchtmethoden

Zu den gängigen Methoden zählen traditionelle Teichwirtschaften, durchflussbasierte Systeme, Netzgehegeanlagen sowie geschlossene Kreislaufanlagen, die durch das Recycling von Wasser und Minimierung von Abfällen umweltfreundlicher sind. Die Muschelzucht ist ebenfalls ein wichtiger Bereich, bekannt für ihre Fähigkeit, das Wasser zu filtern und somit zur Verbesserung der Wasserqualität beizutragen.

Nachhaltige Futtermittel in der Fischzucht

Die Forschung in der Aquakultur konzentriert sich verstärkt auf die Nutzung alternativer, nachhaltiger Futterquellen. Aktuelle Forschungsergebnisse heben die Potentiale von pflanzlichen Rohstoffen und Insekten als Futtermittel hervor. Insekten bieten eine umweltfreundliche Alternative zu traditionellem Fischmehl und Fischöl, reduzieren die Abhängigkeit von marinen Ressourcen und verringern die Umweltauswirkungen der Fischzucht.

Regionale Aquakulturen

Ein weiterer Trend sind regionale Aquakulturen, die lokale Bedingungen und die Artenvielfalt berücksichtigen. Durch den Einsatz regionaler Ressourcen und Anpassung an lokale Ökosysteme können Transportwege verkürzt und die ökologischen Fußabdrücke der Aquakulturindustrie minimiert werden.

Herausforderungen und ethische Bedenken

Trotz vieler Vorteile gibt es auch signifikante Herausforderungen und ethische Bedenken. Zu den Umweltauswirkungen gehören Verschmutzung durch Fischabfälle, Futtermittel, die Ausbreitung von Krankheiten und der Verlust der Biodiversität durch den Einsatz nicht einheimischer Arten. Ethische Bedenken bestehen hinsichtlich der Lebensbedingungen und des Wohlbefindens der Zuchtfische.

Zerstörung wichtiger Lebensräume durch die Errichtung von Aquakulturen

Die Errichtung von Aquakulturen, insbesondere in ökologisch sensiblen Gebieten, hat signifikante und oft schädliche Umweltauswirkungen. Die Konflikte zwischen Umweltschutz und den Anforderungen der Fischzucht treten besonders deutlich bei der Einrichtung von Shrimpsfarmen in tropischen Regionen hervor.

Zerstörung von Mangrovenwäldern

In tropischen Gebieten wie Afrika, Südamerika und Asien führt die Einrichtung von Shrimpsfarmen häufig zur Rodung ökologisch wertvoller Mangrovenwälder. Beispielsweise wurden auf den Philippinen zwei Drittel der Mangrovenwälder abgeholzt, um Platz für Aquakulturen zu schaffen. Seit 1980 haben wir weltweit 3,6 Millionen Hektar dieser Wälder verloren, was erhebliche Auswirkungen auf die marinen Ökosysteme, den Küstenschutz und die lokale Fischerei hat.

Auswirkungen auf die Biodiversität

Die Zerstörung der Mangroven beeinträchtigt die Lebensgrundlagen zahlreicher Meeresbewohner und entzieht vielen Fischarten ihre Brutstätten. Diese Wälder sind essenziell für die Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt und bieten natürlichen Schutz gegen Sturmfluten und Erosion.

Nachhaltige Alternativen in der Aquakultur

Um die negativen Auswirkungen von Fischfarmen zu minimieren, werden praxisnahe Versuche mit alternativen, nachhaltigen Futtermitteln wie Insektenmehl durchgeführt. Forschungsprojekte, die sich mit der Ernährung von Forellen durch Insektenmehl beschäftigen, zeigen, dass solche Ansätze nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch praktisch umsetzbar sind. Diese Alternativen reduzieren die Abhängigkeit von traditionellen, oft umweltschädlichen Futtermitteln wie Fischmehl und bieten gleichzeitig eine ressourcenschonende Lösung.

Verschmutzung der Meere durch Fischzuchten

Die weit verbreitete Praxis der Fischzucht in Netzgehegen, die in Meeren, Flüssen oder Seen verankert sind, führt zu erheblichen Umweltauswirkungen. Diese Anlagen sind aufgrund ihrer Struktur dazu konzipiert, kontinuierlich mit frischem Wasser durchspült zu werden, was jedoch auch zu signifikanten Problemen für das marine Ökosystem führt.

Überfischung durch den Einsatz von Fischmehl

Die hohen Dichten an Fischen in Netzgehegen erfordern große Mengen an Futter, das hauptsächlich aus Fischmehl besteht. Dieses wird großteils aus wildlebenden Fischen gewonnen, was direkt zur Überfischung und zum Rückgang der Fischbestände in den Ozeanen beiträgt. Der Bedarf an Fischmehl für die Aquakultur verstärkt die Belastung der marinen Ökosysteme und untergräbt die Nachhaltigkeit der Meeresfischerei.

Verschmutzung des Meeresbodens

Absinkende Futtermittelreste und die Ausscheidungen der Fische führen zu einer erheblichen Anreicherung von organischen Materialien auf dem Meeresboden unter den Netzgehegen. Dies kann zu Hypoxie führen, einem Sauerstoffmangel, der das marine Leben erheblich stört und die Biodiversität in diesen Gebieten verringert.

Chemikalieneinsatz und Krankheitsausbreitung

In den dicht besetzten Netzgehegen können sich Krankheiten schnell ausbreiten, was den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden notwendig macht. Diese Chemikalien belasten nicht nur die Meeresböden, sondern gelangen auch in die umliegende Wassersäule und können langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der marinen Fauna haben. Der regelmäßige Einsatz solcher Medikamente in der Aquakultur führt zur Bildung resistenter Bakterienstämme und verstärkt die ökologischen Probleme.

Indoor Fischzucht- Wetterunabhängigkeit ermöglicht ganzjährige Zucht

Indoor Fischzuchtanlagen, insbesondere Kreislaufanlagen, stellen eine innovative Alternative zur traditionellen Fischerei dar, indem sie zahlreiche Vorteile hinsichtlich der Wetterunabhängigkeit und Kontrolle über die Zuchtbedingungen bieten.

Ganzjährige Zucht durch Wetterunabhängigkeit

Einer der entscheidenden Vorteile von Indoor Aquakulturen ist die Möglichkeit, Fische ganzjährig und unabhängig von äußeren Wetterbedingungen zu züchten. Diese Wetterunabhängigkeit ermöglicht eine kontinuierliche Produktion, die nicht den Schwankungen und Unsicherheiten unterliegt, wie es bei der traditionellen Fischerei der Fall ist, die stark von natürlichen Jahreszeiten und Wetterbedingungen abhängig ist.

Kontrollierte Umweltbedingungen für optimales Wachstum

In Indoor Kreislaufanlagen lassen sich Umweltfaktoren wie Wasserqualität, Temperatur, Sauerstoffgehalt und Futtermengen präzise steuern. Diese Kontrolle ermöglicht es, optimale Wachstumsbedingungen für die Fische zu schaffen, was zu schnellerem Wachstum und höheren Erträgen führt. Solche kontrollierten Bedingungen erhöhen nicht nur die Effizienz der Fischproduktion, sondern tragen auch zu einer verbesserten Gesundheit und Qualität der Zuchtfische bei.

Umweltschonende Aspekte und Energiebedarf

Indoor Kreislaufanlagen gelten als umweltschonender als traditionelle Netzgehege, da sie eine geringere Auswirkung auf natürliche Gewässer haben. In diesen Anlagen wird das Abwasser gereinigt und gefiltert, bevor es wieder in die Fischbecken zurückgepumpt wird, was den Wasserverbrauch und die Umweltbelastung erheblich reduziert. Der Nachteil solcher Systeme ist jedoch der hohe Energieaufwand, der notwendig ist, um den Wasserkreislauf kontinuierlich am Laufen zu halten. Dieser Aspekt stellt eine Herausforderung dar, da er sowohl die Betriebskosten als auch den ökologischen Fußabdruck der Anlagen erhöht.

Indoor Kreislaufanlage

Insekten als nachhaltiges Fischfutter in Fischfarmen

Eine der schwerwiegendsten Problematiken von Aquakulturen besteht nach wie vor in der Verfütterung von Artgenossen. Aktuell werden die meisten Fischzuchten immer noch mit Fischmehl und Fischöl versorgt, welches aus dem Fang von wilden Fischbeständen gewonnen wird. Dies führt weiterhin zur Überfischung und führt zu erheblichen Umweltschäden.

Eine vielversprechende Lösung für dieses anhaltende Problem besteht darin, Larven der Schwarzen Soldatenfliege als Futterquelle zu verwenden. Diese Insektenlarven sind äußerst nahrhaft und vor allem proteinreich, was sie zu einer hervorragenden Futterquelle für Fische macht. Außerdem wird dadurch auch die Überfischung der Ozeane reduziert.

Diese innovative Lösung zeigt, wie auch Aquakulturen dazu beitragen können, die Umweltauswirkungen zu minimieren und gleichzeitig eine nachhaltige Produktion von hochwertigem Fisch zu bieten.

Obwohl Aquakulturen eine ganzjährige Zucht von Wasserlebewesen ermöglichen und eine wichtige Rolle in der Welternährung spielen, bringen derartige Fischfarmen auch sehr negative Umweltauswirkungen mit sich. Eine vielversprechende Lösung der Futterthematik ist die Verwendung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege als nachhaltige Futterquelle. Auch wenn damit nicht alle Nachteile von Aquakulturen beseitigt sind, ist es zumindest ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

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