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Alternativen zur Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem in der heutigen Gesellschaft. Jährlich werden weltweit etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen. Das entspricht rund 1,3 Milliarden Tonnen an Lebensmitteln.
Redakteur

Allein in Österreich wird jährlich eine Menge an Lebensmittel entsorgt, die in etwa 50.000 LKW-Ladungen entspricht. Würde man alle LKWs aneinanderreihen, entsteht eine LKW-Kolonne von 750 KM, was der Strecke von Wien nach Zürich entspricht.

Infografik Lebensmittelverschwendung

Die Folgen von Lebensmittelverschwendung sind weitreichend. Sie tragen zum Klimawandel bei, da für die Produktion von Lebensmitteln Ressourcen wie Wasser, Land und Energie verbraucht werden. Außerdem führt das unnötige Entsorgen zu einer enormen Verschwendung von Geld.

Entstehung und Mengen von Lebensmittelresten

Lebensmittelreste entstehen in verschiedenen Bereichen, wobei der größte Anteil in privaten Haushalten anfällt.

In Österreich entfallen

  • 58% der Lebensmittelabfälle auf private Haushalte, dies entspricht rund 520.000 Tonnen Lebensmittel. Darunter sowohl angebrochene als auch original verpackte Produkte, die bei rechtzeitiger Verwendung noch genießbar gewesen wären.
  • 19% der Lebensmittelabfälle stammen aus dem Bereich „Ausser-Haus-Verzehr“ zu dem Gastronomie, Hotellerie, aber auch Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, etc. zählen
  • 14% der Lebensmittelabfälle entstehen bereits bei der Lebensmittelproduktion bzw. der Verarbeitung und
  • 9% der Lebensmittelabfälle entfallen auf Supermärkten und den Großhandel
Infografik Lebensmittelverschwendung nach Entstehungsort

In Deutschland sind die prozentuellen Anteile der Lebensmittelabfälle sehr ähnlich wie in Österreich, wobei Deutschland rund zehn Mal mehr Einwohner als Österreich hat und somit auch entsprechend mehr Lebensmittelabfälle „produziert“.

Lebensmittelabfälle nach Entstehungsort

 

Österreich

(Tonnen / Jahr)

Deutschland

(Tonnen / Jahr)

Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten

520.000

6.500.000

Lebensmittelabfälle „Außer-Haus“

170.000

1.900.000

Lebensmittelabfälle Produktion/Verarbeitung

130.000

1.600.000

Lebensmittelabfälle Supermarkt und Großhandel

80.000

800.000

Gesamt

900.000

10.800.000

Welche Lebensmittel werden in privaten Haushalten entsorgt?

Brot, Süß- und Backwaren (28%), sowie Obst und Gemüse (27%) machen gemeinsam mehr als die Hälft der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten aus. Milchprodukte und Eier (12%) machen gemeinsam mit Fleisch, Wurstwaren und Fisch (11%) rund ein Viertel der Lebensmittelabfälle aus. Der Rest entfällt auf Getränke und Speisereste.

Warum werden Lebensmittel entsorgt?

Der häufigste Grund, warum in privaten Haushalten Lebensmittel entsorgt werden, sind verdorbene Lebensmittel. Das Verderben der Lebensmittel geht oft einher mit unsachgemäßer Lagerung oder dass zu viel davon gekauft wurde und somit nicht rechtzeitig aufgebraucht wurde. An zweiter Stelle folgt, dass eine zu große Menge gekocht oder aufgetaut wurde und der dritt häufigste Grund, warum Lebensmittel entsorgt werden, ist dass diese unappetitlich oder alt aussehen.

Durch gezielteres und bedarfsorientierteres Einkaufen, kann somit jeder einen Beitrag leisten, um die Lebensmittelabfälle im Haushalt zu reduzieren.

Infografik Lebensmittelverschwendung - Anteil der verschiedenen Lebensmittel

Lebensmittelabfälle in der Gastronomie, Hotelerie, Krankenhäuser, Kindergärten

Aber nicht nur in privaten Haushalten, sondern auch in der Gastronomie, Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, etc. fallen erhebliche Mengen an Speiseresten und Lebensmittelabfällen an. Um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden, sowie auch aus hygienischen Gründen, dürfen diese Speise- und Lebensmittelreste nicht mehr weiterverwendet werden. Auch wenn diese teilweise bestens als Futter für verschiedene Tiere geeignet wären, so ist die Fütterung von Nutz- und Wildtieren mit den Speiseresten bereits seit mehreren Jahren verboten. Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie, Krankenhäusern, etc. müssen durch befugte Unternehmen entsorgt werden.

Lebensmittelreste im Einzelhandel und bei der Lebensmittelproduktion

Im Einzelhandel bleiben viele Lebensmittel kurz vor und kurz nach dem Ablaufdatum als Restposten übrig. Wenn diese in der Zeit noch immer nicht verkauft werden, erfolgt die Entsorgung dieser Lebensmittel. In Österreich entstehen so jährlich rund 80.000 Tonnen Lebensmittelabfall und in Deutschland rund 800.000 Tonnen.

Aber auch bei der Produktion von Lebensmitteln, fallen Reste an, die entsorgt werden. Insbesondere wenn Produkte nicht den Qualitätsstandards entsprechen oder aus anderen Gründen unverkäuflich sind.

Rettung von Lebensmitteln

Viele der Lebensmittel, die entsorgt werden, sind noch in einem einwandfreien Zustand und könnten problemlos konsumiert werden. Verpackungsschäden, Überproduktion, fehlende Lager- und Transportmöglichkeiten aber auch die falsche Interpretation des Mindesthaltbarkeitsdatums führen dazu, dass Lebensmittel entsorgt werden.


Anstatt diese Lebensmittel zu entsorgen, können sie an soziale Einrichtungen wie Tafeln und Lebensmittelbanken gespendet werden. Die versorgen damit armutsbetroffene Menschen und schaffen so eine soziale Umverteilung und einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen.

Aber auch diverse online Plattformen (zB: Too Good to go oder ResQ Club) können von Supermärkten, Restaurants genutzt werden, um Lebensmittel zu einem vergünstigten Preis anzubieten, anstatt sie zu entsorgen.

Zu gut für die Tonne ist eine sehr umfassende Kampagne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und beinhaltet zahlreiche Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten.

Kompostierung von Lebensmitteln und Speiseresten und Nutzuung in Biogasanlagen

Können Lebensmittel keiner sinnvollen Verwertung mehr zugeführt werden, so können diese im privaten Haushalt im Biomüll entsorgt werden. Wichtig dabei ist zu beachten, dass nur Reste wie Obst, Gemüse, Brot, sowie Küchenabfälle à la Kaffeesatz, Teebeutel und Eierschalen im Biomüll entsorgt werden. Des Weiteren können im Biomüll organische Gartenabfälle wie Grasschnitt, Laub und Blumen im Biomüll entsorgen werden.

Fleisch, Fisch, Knochen oder tierische Exkremente gehören allerdings nicht in den Biomüll. Ebenso dürfen Kunststoff- und Metallverpackungen, Glas, Styopor, Hygieneartikel, Medikamente und Chemikalien nicht im Biomüll entsorgt werden.

Die gesammelten organischen Abfälle aus dem Biomüll werden kompostiert und so einer natürlichen und nachhaltigen Verwertung zugeführt. Durch das Kompostieren entsteht ein natürlicher, nährstoffreicher Dünger, der sowohl in der Landwirtschaft als auch in privaten Gärten zur Bodenverbesserung verwendet wird.

Neben der Kompostierung werden organische Abfälle auch in Biogasanlagen verwertet. Dabei werden die organischen Abfälle durch Bakterien zersetzt und abgebaut. Bei diesem Prozess entsteht Biogas. Dieses kann entweder in das öffentliche Gasnetz eingespeist und somit zum Heizen verwendet werden. Oder das Gas wird direkt in der Biogasanlage zum Antrieb eines Generators zur Stromerzeugung verwendet.

Nachdem die organischen Abfälle von den Bakterien in der Biogasanlage zersetzt wurden, bleibt ein Teil davon als Gärrest übrig. Diese enthalten, abhängig vom Ausgangsmaterial, erhebliche Mengen an Nährstoffen und werden ebenfalls als natürlicher Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.

Composting recycling process as kitchen table scraps are transformed into organic soil in an hourglass with 3D illustration elements.

Lebensmittel- und landwirtschaftliche Reste als Futter für Insekten

Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung der Lebensmittelreste ist die Verwendung der organischen Reststoffe als Futtermittel in Insektenzuchten. Seit 2017 sind Insekten als Tierfutter für Fische und seit 2021 auch für Hühner und Schweine zugelassen. Immer mehr Unternehmen, so wie auch wir, beschäftigen sich mit der Zucht von Insekten als natürliches und nachhaltiges Futter für Tiere.

Da die Schwarze Soldatenfliege und auch andere Insektenarten in der EU als Nutztier, wie zB auch Hühner, Schweine, Kühe, … klassifiziert ist, unterliegt diese ebenso den Regelungen und Vorschriften, die auch für alle andere Nutztiere gelten. D.h. obwohl die Larven der Schwarzen Soldatenfliege Allesfresser sind und Küchenabfälle, Obstreste, Gemüsereste, sprich alles, was man im Biomüll entsorgt, optimal verwerten würde, dürfen diese Lebensmittel nicht an unsere Larven verfüttert werden.

Als Futtermittel für unsere Larven dürfen wir nur jene Produkte und Reststoffe verwenden, die auch als Futtermittel für Nutztiere zugelassen sind.
Grund dafür ist die Gefahr der Übertragung von Krankheiten.

Unser Ansatz ist es daher, landwirtschaftliche Nebenprodukte bzw. Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion zu verwenden,

  • die einerseits in großen Mengen verfügbar sind
  • als Futtermittel zugelassen sind und
  • für den menschlichen Verzehr nur in sehr kleinen Mengen genutzt oder überhaupt nicht mehr genutzt werden.
Ansicht von Oben auf Handling-Roboter, der Produkte von A nach B bringt

Beispiele hierfür sind Weizenkleie, Altbrot, Nudelbruch, Kartoffelschalen, Kartoffelpülpe oder auch Biertreber. Weizenkleie beispielsweise ist ein Nebenprodukt bei der Mehlherstellung und fällt in sehr große Mengen an.

Manche mischen Weizenkleie in ihr Müsli, aber der überwiegende Teil von Weizenkleie wird als Futtermittel für Tiere verwendet.

Oder Kartoffelschalen, die bei der industriellen Weiterverarbeitung von Kartoffeln zu Pommes, Kartoffelstärke, oder anderen Produkten anfallen, können ebenso zur Fütterung der Soldatenfliegenlarve verwendet werden.

Bei der Auswahl der Futtermittel legen wir großen Wert darauf, dass es sich dabei um Nebenprodukte oder Reststoffe aus der Landwirtschaft oder Lebensmittelindustrie handelt.

Wir verzichten auf Produkte, für die speziell landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet wurden, nur um Futter für die Insekten zu produzieren (zB: Anbau von Mais). Unser Ziel ist eine möglichst nachhaltige und effektive Nutzung der natürlichen Ressourcen.

Wichtig für uns ist die lokale Verfügbarkeit von Reststoffen, um einen möglichst geringen CO2 Ausstoß durch den Transport zu verursachen und so eine nachhaltige Beschaffung sicher zu stellen.

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung ist zweifellos eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Die Zahlen sind alarmierend und die Auswirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft sind weitreichend.

Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam handeln, um diese Problematik anzugehen. Indem wir bewusster einkaufen, Lebensmittelabfälle reduzieren und innovative Lösungen wie die Nutzung organischer Reststoffe und die Förderung der Kreislaufwirtschaft unterstützen, können wir einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machen.

Es liegt in unserer Verantwortung, diese wichtige Veränderung voranzutreiben, um eine bessere Zukunft für unsere Welt zu gestalten. Jeder Beitrag zählt, und gemeinsam können wir die Lebensmittelverschwendung bekämpfen und die Ressourcen unseres Planeten schützen.

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